
Lost Place Berlin: Beelitz Heilstätten
Wegen eines Termins musste mein Freund nach Berlin, und da mir beim Vorbeifahren ohnehin schon mehrfach die Ausfahrt nach Beelitz aufgefallen war, schlug ich vor, das direkt mit einer Erkundungstour zu verbinden. Gesagt, getan!
Ich muss zugeben, anfangs waren wir etwas skeptisch, was uns dort erwarten würde. Schließlich wurde der Lost Place bereits 2008 an das Ehepaar Hofmann verkauft und war mit der Eröffnung des Erlebnisareals Baum und Zeit, nicht mehr wirklich ein verlassener Ort. Trotzdem trieb uns unsere Neugier dorthin. Auch wenn der einst wohl bekannteste Lost Place bei Berlin die Beelitz Heilstätten unter Urbexern mittlerweile aufgrund der Kommerzialisierung verrufen sind.
Dort angekommen stellten wir erfreut fest, dass auf dem Parkplatz nur drei weitere Autos standen, es war also immerhin kein Besucheransturm auf dem Gelände. Vielleicht erwartete uns ja doch eine geheimnisvolle und einsame Atmosphäre. Wir entschieden uns für das Tagesticket, das den Eintritt ins Parkgelände und auf den Baumkronenpfad beinhaltete. An einer Führung durch die Gebäude wollten wir nicht teilnehmen, da dafür zusätzliche Tickets erforderlich gewesen wären.
Dass an diesem Wintertag kaum etwas los war, lag wahrscheinlich am wirklich miserablen Wetter: Es war kalt, nass, und heftige Windböen fegten uns fast die Mützen vom Kopf. Bewaffnet mit meiner Kamera starteten wir also unseren Rundgang über das 200 Hektar riesige Gelände. Obwohl es vor allem auf dem Baumwipfelpfad arschkalt war, spielte mir das düstere Wetter fotografisch natürlich in die Karten.
Ganze drei Stunden lang haben wir das ehemalige Tuberkulose Krankenhaus erkundet. Am Ende unseres Rundgangs konnten wir noch einen kleinen Plausch mit , vermutlich, dem Besitzer halten. Er erzählte uns unter anderem, dass das von ihnen aufgekaufte Gelände wohl saniert worden wäre, da ganze 64 Hektar der historischen Heilstätten in das Quartier Beelitz-Heilstätten umgewandelt werden. In ein Areal mit Wohnhäusern, Wohnungen und Infrastruktur für den täglichen Bedarf. Ein Beispiel dafür ist das ehemalige Frauensanatorium, in dem du dir heute eine Eigentumswohnung kaufen kannst. Wenn du denn gerne möchtest.
Betrachtet man das Ganze aus dieser Perspektive, erschließt sich für mich der Gedanke, dass es wahrscheinlich doch ganz gut ist, dass ein Teil der Beelitz Heilstätten verkauft wurde. Denn so bleibt zumindest ein Stück der Geschichte des einst größten und modernsten Tuberkulose-Krankenhauses der Welt erhalten.
Die Geschichte Europas größter Heilanstalt
Die Geschichte des Lost Place bei Berlin der Beelitz Heilstätten geht ins Jahr 1898 zurück. Da wurden die ersten Gebäude unter der Leitung der Architekten Heino Schmieden und Julius Boethke errichtet. Die Anlage wurde als Lungenheilstätte für Tuberkulosepatienten konzipiert und galt als eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit. Im Jahr 1982 wurden 200 Hektar Waldflächen zugekauft, damit unter anderem ein Krankenhaus für die chirurgische Behandlung von Tuberkulosekranken errichtet werden konnte. Erweitert wurde die Einrichtung stetig und bis ins Jahr 1944.
Während des Ersten Weltkriegs dienten die Heilstätten als Lazarett für verwundete Soldaten. In dieser Zeit wurden etwa 17.500 Soldaten behandelt. Einer der prominentesten Gäste war Adolf Hitler, der durch einen Granatsplitter am linken Oberschenkel verletzt wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände von der Roten Armee übernommen. Fast fünfzig Jahre lang, bis 1994, dienten die Heilstätten als das größte Militärhospital der sowjetischen bzw. russischen Armee außerhalb der Sowjetunion. Währenddessen fanden auch, der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker und seine Frau Margot, nach seinem Sturz in den Beelitz-Heilstätten Unterkunft, bevor sie nach Moskau ausgeflogen wurden. Erich Honecker ziert ja mit seinen Bruderkuss auch die East Side Gallery in Berlin.
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen begann der Verfall des Areals. Viele Gebäude standen leer und waren dem Vandalismus ausgesetzt. Bis es im Jahr 2008 von dem Ehepaar Hofmann gekauft wurde.





































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12 Kommentare
Sabine
Wow, das sind ja mal tolle Fotos! Richtig unheimlich mit super passendem Wetter!
Ich war leider noch nie bei einem lost place, würde aber gerne. Wenn ich wüsste, wo einer ist!
Das eine Foto mit dem gedeckten Tisch ist wohl inszeniert, aber alle anderen wecken in einem
ein Gefühl von Vergangenheit und alten Zeiten. Sofort suggeriert mir mein Verstand Bilder
von Krankenhauspersonal, Patienten, Rollstühlen und Glasschränken. Toll!!
Katja
Danke, dass freut mich! Ja, der Tisch ist auf jeden Fall inszeniert. Das ist immer so eine Sache mit den Lost Places, weil fast niemand genaue Koordinaten verrät. Wenn du Interesse hast, schau mal auf dieser Seite vorbei: https://lostplace.club/.
Edeline
Sehr faszinierend und interessant. Ich war leider noch nicht in Beelitz, aber es steht mit auf meiner Agenda. Muss ich auch Mal unbedingt hin. Danke für diesen schönen Einblick 🙂
Katja
Gern liebe Edeline! 🙂
Tommi
Tolle Fotos von einer Location, wo ich auch unbedingt mal hin möchte. Auch wenn es schon lange kein Lost Place mehr als Geheimtipp ist, faszinierend Eindrücke bekommt man da trotzdem vor die Linse.
Katja
Ja, da musst du unbedingt hin! Das Gelände ist ultra riesig und auch deshalb ist es so imposant dort. Die Sicht vom Baumwipfelpfad aus ist auch nicht zu verachten.
Jürgen
Ach, Beelitz… der Lost-Place-Traum der Fotografie…
Sehr schöner Bericht und schöne Bilder. Ich werde es wohl nicht mehr hin schaffen…
Katja
Dankeee, über so ein Kompliment von einem Fotoprofi wie dir, freue ich mich natürlich besonders!
Schau mer mal, ob es dich nicht doch noch dort hin verschlägt, denn unverhofft kommt oft. 🙂
amberlight
Das ist der zweite Blogbericht den ich dazu lese … ein spannender Ort. Meine Mama hatte tatsächlich als Kleinkind Tuberkolose und war ohne Eltern in einer Heilanstalt. Ich muss sie drekt nochmal fragen, wo sie da war ….
Katja
Oh, falls du herausfindest wo deine Mama als Kind war, kannst du mir gerne mal eine Rückmeldung geben. Ansonsten hoffe ich, dass sie die Tuberkulose gut verkraftet hat.
Romy
Ich wohne nur 1,5 Stunden davon entfernt und besuche es einmal im Jahr und entdecke doch immer wieder was neues.LG Romy
Katja
Boar, darum beneide ich dich tatsächlich ein bisschen! Hast du schon eine Führung durch die Gebäude gemacht? Falls ja, ist es empfehlenswert?